Mittwoch, 6. Februar 2013

Malena, wir kennen dich...


Liebe Tango-TänzerInnen,

Am Freitag widmen wir dem berühmten und berührenden Tango "Malena" eine Tanda und wir hören deshalb am Freitag (08.Feb.) nach unsrer ersten Vals-Tanda Folgendes:

(1) zunächst Troilos klassische Aufnahme von  Malena mit dem Sänger Francisco Fiorentino aus dem Jahr 1942,
(2) dann kommt Color Tangos Version, in der Pugliesischer Art,
(3) und zuletzt hören wir diesen besonderen Tango vom Quarteto Rotterdam, in einer Solo-Klavier Version, bei der wir weder zum Rhytmus noch zur Melodie, sondern direkt zur Seele dieses Liedes tanzen... (-:




Aber wer ist diese "Malena"?

Hat bis jetzt eine/r von euch ihre Stimme gehört?

Nein, oder?


Trotzdem wissen wir alle, dass Malena "den Tango mit gedämpfter Stimme" singt, dass sie "den Kummer des Bandoneón" vermittelt und ihre Stimme "die Würze von Vorstadtunkraut" hat...

Wir haben gehört, dass man in ihrem Tango "die Kälte der letzten Begegnung" und "das Salz der Erinnerung" spürt...

Ihre Augen sind "so dunkel wie das Vergessen", ja,  und sie singt "den Tango mit gebrochener Stimme"...

Wir wissen diese Dinge, weil der großer Tangodichter Homero Manzi (1907-1951), der Argentinien sehr selten verließ, 1941 auf seinem Weg von Mexiko nach Buenos Aires eine Weile in Sao Paolo (Brazilien) anhielt und da in einem Klub eine Sängerin hörte, die er in seinem Gedicht 'Malena' nannte...






Die Musen, die durch Malenas Stimme Manzi den Kopf verdrehten, varanlassen ihn, ein Gedicht zu schreiben, das kurz danach von Lucio Damare (1906-1974) vertont wurde, wofür er - nach seiner Aussage - nicht mehr als fünf zehn Minuten brauchte...




Obwohl die erste Aufnahme dieses Liedes von Damare selbst mit dem Sänger Osvaldo Miranda gemacht wurde, wurde der Tango "Malena" erst mit der Aufnahme von Aníbal Troilo (1914-1975) mit dem Sänger Francisco Fiorentino (1905-1955) ein großer Erfolg.




Es war im Januar 1942. Seitdem ist Malena "ein Tango mit Kult-Status um die Vereinsamung des Individuums in einer fremden Welt"  (Ulrike & Eckart Haerter).


Malena

Malena canta el tango como ninguna
y en cada verso pone su corazón.
A yuyo del suburbio su voz perfuma
Malena tiene pena de bandoneón.
Tal vez alla en la infancia su voz de alondra
tomó ese tono oscuro de callejón.
O acaso aquel romance que sólo nombra
cuando se pone triste con el alcohol.
Malena canta el tango con voz de sombra,
Malena tiene pena de bandoneón.

Tu canción tiene el frio del último encuentro.
Tu canción se hace amarga a la sal del recuerdo.
Yo no sé si tu voz es la flor de una pena,
solo sé que al rumor de tus tangos, Malena,
te siento mas buena, mas buena que yo.
 

Tus ojos son oscuros como el olvido,
tus labios apretados como el rencor,
tus manos dos palomas que sienten frio,
tus venas tienen sangre de bandoneón.
Tus tangos son criaturas abandonadas
que cruzan sobre el barro del callejon,
cuando todas las puertas estan cerradas
y ladran los fantasmas de la canción.
Malena canta el tango con voz quebrada,
Malena tiene pena de bandoneón.


["Malena"
Malena singt den Tango wie keine andere,
und in jede Strophe legt sie ihr ganzes Herz.
Ihre Stimme hat die Würze von Vorstadtunkraut,
Malena hat den Kummer des Bandoneón.
Vielleicht war's in der Kindheit, wo ihre Lerchenstimme
diesen dunklen Ton der Gasse annahm.
Oder es kam durch jene Romanze, von der sie nur spricht
wenn der Alkohol sie traurig macht.
Malena singt den Tango mit gedämpfter Stimme,
Malena hat den Kummer des Bandoneón.

In deinem Lied liegt die Kälte der letzten Begegnung,
in deinem Lied spürt man bitter das Salz der Erinnerung.
Ich weiss nicht, ob deine Stimme die Blüte eines Leids ist,
ich weiss nur, dass beim Klang deiner Tangos Malena,
ich fühle du bist besser, viel besser als ich.

Deine Augen sind so dunkel wie das Vergessen,
deine Lippen zusammengepresst wie im Groll,
deine Hände sind zwei Tauben, die Kälte spüren,
in deinen Adern fliesst das Blut des Bandoneón.
Deine Tangos sind Geschöpfe, die verlassen
den Schlamm der Gasse kreuzen, hin und her,
wenn überall die Türen fest verschlossen
und nur noch das Gespenst der Lieder bellt.
Malena singt den Tango mit gebrochener Stimme,
Malena hat den Kummer des Bandoneón.
(Übersetzung: Ulrike und Eckart Haerter)]

Haben wir immer noch nicht die Antwort dafür, wer Malena ist?

Es ist eben einfach keine leichte Frage...

Überwiegend kommt man überein, dass Malena eigentlich Elena Tortolero - mit ihrer Künstlername Malena/Helena/Elena de Toledo - sein soll...

Es wäre so nett, wenn das ganze 'Geheimnis' damit aufgeklärt wäre...

Wer diese Elena Tortolero ist allerdings in sich eine Frage, wie der Streit über ihren Geburtsort es zeigt...

Nach Alberto Paz ist sie die Tochter spanischer Eltern, die in Argentinien geboren und wegen des diplomatischen Dienstes ihrer Vater in Brazilien aufgewachsen ist...

Eduardo Moreno erzählt allerdings Néstor Pinsón, dass er Elenas Dokumente gesehen habe und dass da Chile als ihr Geburtsort stand...

Pinsón und Blaya notieren, dass der Forscher Raúl Castelli (wahrscheinlich eher sicherheitshalber wegen dieser Unklarheiten) kein Geburtsort erwähnt, obwohl er 1916 als ihr Geburtsdatum gibt.

Tja...

Ich glaube am Ende, es ist wahrscheinlich besser, dass wir nur die Zeilen von Manzi folgen, wenn wir unbedingt ein Bild dieser mystischen Sängerin haben wollen, ohne weiterhin zu fragen, wer sie 'wirklich' ist...

Was hier gewiss ist nur, dass wir Dank der Zusammenarbeit von Manzi und Damare heute einen tollen Tango zum Tanzen haben, der die Seelen der TänzerInnen immer wieder berührt...


Bis Freitag! ;)

Burak