Dienstag, 19. Juni 2012

Der Abschiedstrainingsabend am 22. Juni!


Liebe Tango-TänzerInnen,


wie Ihr schon wisst, verabschieden wir uns diesen Monat leider vom alten Raum des 'el abrazo'


Aber glücklicherweise hat das el abrazo schon ein neues Zuhause, in dem wir nach den Sommerferien weitertanzen können :)


- Die künftige Adresse vom el abrazo: Beerenweg 1D, 22765 Hamburg -




Nach zwei wunderschönen Abschiedsmilongas des el abrazo feiert nun auch der Trainingsabend am 22. Juni seinen Abschied von der Harkortstraße 125.


Wie damals beim Jubiläum dauert der Trainingsabend bei dieser besonderen Gelegenheit eine Stunde länger, bis 23:00!


Ort: im 'el abrazo' (Harkortstr. 125, HH)
Zeit: 20:00-23:00
Musik: (überwiegend) traditionelle Tangomusik in Tandas
Eintritt: 5 € pro Person


In diesen drei Stunden warten zwei schöne türkische Tandas, ein paar Kleinigkeiten zum Naschen und (statt der schon gewohnten Glocken) dieses Mal auch "echte" Cortinas auf Euch!!! ;)


Nach dem Abschiedstrainingsabend am Freitag (22. Juni) finden bis August keine Trainingsabend mehr statt! Nach dem Umbau des neuen Raums treffen wir uns aber wieder!!! (-:



Bis Freitag,


Burak

Mittwoch, 13. Juni 2012

Die letzte Tanda - 3 - Carlos Di Sarli

Liebe Tango-TänzerInnen,

Carlos Di Sarli, der Achte von neun Söhnen einer uruguayischen Mutter und eines italienischen Vaters, wurde 1903 geboren.

Als er 13 war, verlor er wegen eines Unfalls im Waffengeschäft seines Vaters eines seiner Augen. Danach hat er nur noch schwarze Brillen getragen, um diesen 'Defekt' zu bedecken...


Alberto Paz und Valorie Hart beschreiben sein Unglück so: "His dark glasses and reserved demeanor fueled unfair and unfounded inuendos. Saying his name was considered bad luck (yeta). This caused him considerable grief throughout his controversial artistic life."


Trotz dieses Unrechts wissen Tango-TänzerInnen, dass er nicht umsonst "El Señor del Tango" heißt, und wie Juan Carlos Copes so schön sagt: sein Piano ist "the most tanguero of all"!


Keith Elshaw sagt, "when I meet a new person I am interested in dancing with, I pray that they put on Di Sarli so I can get her to slow down, open up and know my way of moving. He really gives great places to go and things to say." Letztendlich, wie Néstor Fernándey erklärt, "the rhythms of an orchestra tell dancers how to move. [...] [D]ancing to di Sarli, you'll walk and you'll stop, making elegant pauses" und eine Pause machen können ist sehr wichtig! Nach Carlos Gavito, "Tango is what happens between steps"!!! ;)

Über Di Sarli braucht man nicht viel sagen.. Ob man sein Orchester beim Hören erkennt oder nicht, ist auch nicht so wichtig.. Was zählt ist nur das: Wenn sein Orchester spielt, bittet seine Musik ganz zart unsere Seele zum Tanz und führt uns auf die Tanzfläche.. Mehr erfolg braucht kein Künstler, glaube ich..

Wir widmen diesen Freitag (den 15. Juni), unsre letzte Tanda, dem El Señor del Tango:

(1) Zunächst hören wir eine Komposition von Di Sarli, "Nido Gaucho", dessen Text von Héctor Marcó (1906-1987) - dem "emblematic lyricist" von Di Sarli - geschrieben wurde. Die Aufnahme, die ich ausgewählt habe, ist aus dem Jahr 1942 und der Sänger ist der junge Alberto Podestá (1924 -), der damals noch 18 war.

Alberto Podestá erzählt, wie aufgeregt er war. als er von Di Sarli eingeladen wurde:

"
When I was working at that place [Singapur cabaret], one evening somebody brought me a card, it had been handed to the waiter by a gentleman named Vázquez, that was Carlos Di Sarli's agent. He wanted me to meet him at a nearby barroom after my show was over. At the beginning I held it in my hands. As I realized I was creasing it, I put it into my pocket. Since the time the card was handed to me until the end of my performance my body was shivering. But I swear that I sang as never before. Imagine, to have the chance of singing with Di Sarli before I were 18. It was like a dream come true!
"

NIDO GAUCHO
"
Luciendo su color de esperanza, 
viste el campo 
su plumaje. 
Y el viento hace vibrar sus cordajes 
en los pastos 
y en la flor... 
Yo tengo mi ranchito en la loma, 
donde cantan los zorzales... 
Margaritas, 
y rosales 
han brotado 
para ti... 
Porque un día será ese nido gaucho 
de los dos...
Florecerán mis ilusiones... 
Y se unirán los corazónes... 
Dime que sí!  
Que la noche pampera abrirá 
y su rayo de luna pondrá 
luz de amor en tus ojos... 
No digas no! 
Que el dolor secará mi rosal 
y en la cruz de mi rancho el zorzal 
morirá por tu amor.


Mañana cuando el sol se ilumine 
entre gotas de rocío, 
el llanto de este cariño mío 
sobre el trébol pisarás... 
Recuerda que por tí lo he vertido 
y si sientes mi tormento, 
Golondrina! 
cara al viento 
tus dos alas 
abriras... 
Y de un solo vuelo mis tristezas 
matarás. 
"


[Gaucho nest
"
Shining its colour of hope, 
the countryside dresses 
up beautifully. 
And the voice of the wind vibrates 
on the grass 
and on the flower… 
I have my little ranch on the hillock, 
where the thrush sing… 
Daisies, 
and rosebushes 
have sprout 
for you… 
Because one day this gaucho nest will be 
yours and mine…
My aspirations will flourish… 
And our hearts will unite… 
Tell me yes! 
Then the prairie night will open 
and its moon ray will create 
loving light in your eyes… 
Don't say no! 
Because the pain will dry up mi rosebush 
and the thrush will dye on the cross of my little ranch 
for your love .


Tomorrow when the sun will shine 
between the dew drops, 
the weeping of my affection 
over the clover you will step on… 
Remember that I have cried for you 
and if you feel my torment, 
Beatiful swallow! 
face to the wind 
you will open 
your wings… 
And with only one flight my sadness 
you will kill.
"
Übersetzung: Cristina and Vicente Muñoz]


(2) Dann kommt "Don Juan", eine Komposition von Ernesto Ponzio (1885-1934) - "El Pibe" (The Kid) -, die er angeblich 1898 wirklich als Kind komponiert hat. Die Geschichte des Lieds könnt ihr von Roberto Selles erfahren.

Die beste Interpretation von Don Juan ist die von Di Sarli. Wir hören als zweites Lied dieser Tanda eine Aufnahme von ihm aus dem Jahr 1955.

(3) Zuletzt kommt ein Di Sarli Klassiker, "Bahía Blanca". Ein Lied gewidmet dem Ort, wo er seine Kindheit verbracht hat und wo er schon 1919 sein erstes Orchester gegründet hat...

Robert Farris Thompson beschreibt Bahía Blanca sehr schön:

"
The strings make their entrance with Zen-like economy. Out of the blue comes a strong phrase, like a reverse falling star, moving from bass to high register. It recurs, this time softly. Di Sarli is recalling where he lived as a child. Breaking the canon of bereftness. 'Bahía Blanca' proffers the past as a luminous cameo.
"


Es ist einfach purer Genuß, der uns erwartet...

Ricardo García Blaya fasst sehr schön die Besonderheit seiner Kunst zusammen:

"
El Señor del Tango was absolutely respectful of melody and the spirit of the composers of his repertoire, embellishing the orchestral instrumentation with nuances and subtle details, staying away from the false contradiction that existed between the evocative traditional tango and the avant-garde stream.

Carlos Di Sarli was the final piece of the puzzle of tango in the 40s, that made neither concessions to strident fashions, nor to rhythmic extravagances and who, however represented with extreme delicacy, the interpretative paradigm of danceable tango.
"


Die Sarli starb 1960.

Wie Troilo 'beklagt', "el ciago se llevó el secreto a la tumba" [the blind man took his secret away to the tomb].


Er hat aber viele tolle Aufnahmen hinterlassen und drei von ihnen werden wir diese Woche in unserer letzten Tanda hören..


Nicht vergessen, Carlos Gavito hat uns einen sehr wichtigen Hinweis übers Tango-Tanzen gegeben: "When a man dances, the woman must be a queen. Only that way can he be a king."


Di Sarli bildet mit seiner Musik die schönste Basis für unser "Königreich" und Dank Gavito wissen wir jetzt auch Bescheid, wie es weiter läuft! ;)

Viel Spaß!

Burak

Mittwoch, 6. Juni 2012

Noch ein Atem aufs Leben...

The Tree of Life* - Gustav Klimt


"hayat kısadır derler ya.... hanım öldükten sonra anladım ki.... çok uzun.... (...) 


elimden gelse hâlâ dünyayı düzeltebilirim.... ama, bacaklarım eskisi gibi iyi çekemiyor beni....


bilmiyorum....


sadece her gün biraz daha nefes almak istiyorum. o kadar.


ne kadar uzun olursa olsun bu hayatı yaşayabilmek için...."

["man sagt ja, dass das leben kurz ist.... aber nachdem meine frau gestorben ist, habe ich begriffen.... es ist sehr lang.... (...)


wenn ich die kraft hätte, könnte ich noch immer die welt in ordnung bringen.... aber meine beine tragen mich nicht mehr so gut wie früher....


ich weiß nicht....


ich will nur jeden tag etwas mehr atmen. das ist alles.


um dieses leben leben zu können, egal wie lang es ist."]

(Übersetzung: Burak Kara)


-------


Liebe Tango-TänzerInnen,


von einem alten Mann hören wir diese Worte, im Film "Gökten Üç Elma Düştü" (Drei Äpfel fielen vom Himmel) des türkischen Regisseurs Raşit Çelikezer.


Ob das Leben zu kurz oder zu lang ist, ist manchmal schwer zu entscheiden. Was ich aber weiß, ist das: das Leben, jedes bewußtes Leben, ist eine Suche ohne Ende, eine Suche nach Sinn in einem unberechenbaren Zusammenspiel von Zufällen, Zwängen und Entscheidungen... Ein ruheloser Kampf mit und zwischen Kopf und Herz!


Es ist nicht leicht, sich dem Leben zu stellen. Deswegen versuchen wir, vor ihm davonzulaufen. Obwohl man vor dem eigenen Leben niemals davonlaufen kann.



Letztendlich ist es ja das Leben und nur dieses Leben, was wir in der Hand haben.


...


Vor ein paar Jahren hatte ich die Chance, das Theaterstück "Peer Gynt" vom norwegischen Schriftsteller Henrik Ibsen (1828-1906) im Thalia Theater anzuschauen.


Die Geschichte von Peer Gynt ist eine Geschichte der Angst vorm Leben (vielleicht vor der Unmöglichkeit des Lebens), die Geschichte einer Verschleppung der Konfontation, ein Fluchtversuch...



Wir hören viele Geschichten von Peer. Lügt Peer? Wir wissen nicht, welche davon wahr sind, welche nicht, oder inwieweit... Man lebt, erlebt, träumt, wünscht, findet, verliert, sucht. Man sammelt Träume und Erlebnisse, und macht daraus Geschichten in denen sich beides vermischt...


Und die Welt dreht sich, unabhängig von den Menschen, einfach weiter und weiter. Sie tanz ihren eigenen Walzer und wir unseren eigenen auf ihr.


Peer verliert sich, weiß nicht mehr, wer er ist. Als er muss, kann er nicht mehr beweisen, dass es einen Peer gab und gibt.. Doch dann findet er sich da, wo er sich verloren/verlassen hat.


Wo war es?


-------


Der berühmte norwegische Komponist Edvard Grieg (1843-1907), ein Zeitgenosse von Ibsen, hat zwei Peer-Gynt-Suiten komponiert. Die erste enthält ein Stück, das "Anitras Tanz" heißt. (Das Stück ist eigentlich eine Mazurka, die auch einen 3/4 Takt hat, wie der Walzer.)


Zunächst tanzen wir in einer zweier Tanda zum musikalischen Hauptthema des Films, "Die Ewigkeit und ein Tag". Dann lade ich Euch diesen Freitag (08.Juni) auch zu einem Walzer zum "Anitras Tanz".


Noch ein Atem aufs Leben! ;)


Apropos Atem... Vom norwegischen Tubaspielers Oystein Baadsvik (1966-) hören wir am Freitag "Anitras Tanz".


Viel Spaß! ;)


Bis Freitag,


Burak




*
"
For Klimt, it [ the Tree of Life] is a symbol in which all the motifs important to him are united, from flower to woman, from the death of vegetation to the rebirth of the seasons. Trees and women intermingle in paradise, in a magical world in which people dance and love one another, in which women become trees, (...) grow and spread through the whole of nature. (...) The girl dancing under one of the trees represents Expectation. The couple embracing beneath the other tree represents Fulfilment. And, of course, death too is present, as might be expected in Klimt's or Freud's version of the normal life-cycle, to be observed in the form of the birds of prey sitting in the tree of life.
"

(Quelle: http://www.all-art.org/symbolism/klimt4.html)